Projekt Dachsfoto

In meinem ganzen Leben habe ich noch keinen lebendigen Dachs gesehen, nicht mal im Tierpark. Der Grund ist vermutlich, dass Dachse eher dämmerungs- und nachtaktiv sind. Darüber hinaus sind sie wohl nicht unbedingt häufig. Natürlich liegt das auch daran, dass auch der Dachs ein ausreichend großes Rückzugsgebiet braucht, um seine weitläufigen Bauten anzulegen. Hier in Deutschland ist das nicht unbedingt einfach. Echte Wildnis gibt es hierzulande so gut wie gar nicht mehr. Darüber hinaus haben wir im Vergleich ein mega-dichtes Straßennetz. Das ist natürlich für den eher behäbigen Dachs ein Problem, denn ein guter Sprinter ist er sicherlich nicht. Immer, wenn wir im eher dünn besiedelten Mecklenburg-Vorpommern sind, freue ich mich daher besonders über die zahlreich zu beobachtenden Tiere. Es gibt eigentlich eine Garantie auf Rehe, auch Kraniche sind mindestens immer zu hören, meistens auch zu sehen. Auch der Fuchs lässt sich hin und wieder blicken. 

Einen Hinweis auf das lokale Wildlife können neben dem Kot der Tiere unter anderem auch ihre Trittsiegel sein. So habe ich neben Fuchs- und Rehspuren auch Pfotenabdrücke von Waschbären gesehen und auch Abdrücke wie die in dem Bild gezeigten. 
Diese Pfoten sind deutlich breiter als die eines Fuchses, darüber hinaus scheinen sie über lange und kräftige Krallen zu verfügen. Sie erinnern eher an die Spuren eines kleinen Bären. Tatsächlich sind das aber Spuren des Dachses. Wo ich unterwegs war, habe ich diese Spuren immer wieder beobachten können und ich bin ihnen bis zu einem kleinen, umbewirtschafteten Waldstück gefolgt. Man konnte tatsächlich auch sehen, wo neben dem Dachs vermutlich auch der Fuchs und die Rehe das Waldstück betreten und verlassen. 

Einen Tag lang habe ich dieses Waldstück, das in einem Tal zwischen zwei Äckern liegt, ausgiebig erforscht. Die Atmosphäre darin ist wunderschön. Der Wald ist komplett umbewirtschaftet, es gibt jede Menge umgestürzter Bäume und Totholz. Durch das Tal fließt ein kleiner, gluckernder Bach, der sich am unteren Ende des Tals etwas verbreitert und den Boden in weiten Teilen morastig werden lässt. Hier weichen die Bäume größeren Lichtungen, auf denen viel Schilf wächst. Im oberen Teil des Tals gibt es hingegen mehr Hügel. Nach rund drei Stunden stieß ich dann auf zahlreiche größere Löcher im Waldboden. Einige davon zeigten davor frisch wirkende Auswürfe von Erde und Schleifspuren (siehe Foto rechts). Der Dachsbau schien also bewohnt zu sein (oder „befahren“, wie der Jäger sagt). 

Die Schleifspuren vor den Eingängen ließen zwar eher an den Dachs als Bewohner der Höhlen denken, andererseits ist es gerade erst Anfang Februar und frostig kalt draußen. Dachse halten eigentlich Winterruhe. Um der Sache auf den Grund zu gehen, befestigte ich an einigen umliegenden Bäumen Wildkameras. Und tatsächlich – am nächsten Tag hatte ich einige Fotos des Bewohners auf den Kameras: Einen kapitalen Dachs. Natürlich genügt bei aller Freude die Qualität dieser Fotos meinen Ansprüchen nicht.

Und so begann ich zu überlegen, wie es mir gelingen könnte, bessere Fotos vom Dachs zu machen, ohne ihn dabei zu stören oder zu ängstigen. Problematisch dabei ist natürlich, dass der Dachs vorwiegend nachts aktiv ist. 


Bei meinen Recherchen im Internet fand ich recht schnell einen Bewegungsauslöser für Spiegelreflexkameras, angeboten von Camtraptions in England. Auf der zugehörigen Homepage fand ich auch umfangreiches Infomaterial zur Installation der Kamerafalle und so bestellte ich den Bewegungsauslöser, zwei Blitze und einiges Zubehör.

Soweit so gut, allerdings gehört auch dazu, Leute zu fragen, die sich mit Dachsen und Kamerafallen super auskennen. Schließlich war und ist es mir wie gesagt ein großes Anliegen, den Dachs nicht zu verschrecken. 
Es stellte sich mir beispielsweise die Frage, welchen Abstand man  zum Dachsbau mindestens einhalten sollte, um den Dachs nicht unmittelbar in seinem Wohlfühlbereich durch Blitzlicht und das Klacken der Spiegelreflexkamera zu ängstigen. 
So suchte ich Rat bei Aiko Sukdolak (aiko-photography.de), einem ziemlich bekannten Wildlife-Fotografen, der unter anderem auch Dachse schon mit einem Camtraptions-System fotografieren konnte. Zu meiner großen Freude meldete er sich auf meine Anfrage zurück und riet mir, einen Abstand von mindestens 20-30 Metern einzuhalten.

Somit hatte ich sowohl Material als auch alle nötigen Infos beisammen und startete im April die Fotoexpedition. Zunächst brachte ich die störungsfreien Wildkameras an, um auszuloten, ob tatsächlich noch Aktivität an den Dachsbauten war. Dies war tatsächlich der Fall – diesmal konnte ich mit den Wildkameras an den Dachsbauten mehrere Dachse und sogar auch Marderhunde fotografieren. 
Tatsächlich gestaltete es sich überraschend schwierig, eine geeignete Stelle für die Installation des Camtraptions-Systems zu finden, denn die Wildpfade waren entweder zu nah am Bau oder es war schwierig, eine geeignete Konstellation von Bäumen für die Installation des Bewegungsauslösers, der Kamera und der beiden Blitze zu finden. Nach längerem Suchen entschied ich mich für eine Stelle, die alle genannten Anforderungen zu erfüllen schien.

Nach ein paar Tagen fotografierte die Camtraptions-Installation tatsächlich einen Dachs – allerdings huschte er außerhalb der Schärfeebene durch das Bild. Danach schienen ihn entweder die Blitze oder das Klacken der Kamera dazu bewegt zu haben, die Stelle nicht noch einmal aufzusuchen. Dafür kamen aber sehr neugierige und offenbar nervenstärkere Waschbären vorbei – siehe folgendes Bild. Auch dafür hat sich der Aufwand gelohnt. 

Ich bleibe dran – irgendwann werde ich auch noch einen Dachs fotografieren. Respektvoll, wie es sich gehört….